Aufhören können. Warum ist es schwer? Warum halte ich es für richtig?

Am 8. Juni war es mal wieder soweit. Die Junge Union Hessen veranstaltete, wie jedes Jahr an Pfingsten, ihren Landestag (Gleichzusetzen mit einem Landesparteitag). Alle zwei Jahre ist dieser ganz besonders spannend, denn dann wir ein Landesvorstand gewählt. Für mich persönlich nahm jedoch die Spannung in diesem Jahr etwas ab, da ich nicht nochmals kandidierte. Schon 2017 auf dem Landestag in Bad Homburg war klar, dass nach 8 Jahren Landesvorstand mit einem Alter von 33 Jahren Schluss sein sollte.

Warum fällt es schwer?

Selbstverständlich war es für mich keine emotionslose Entscheidung und so manche Sekunden, im vergangen Jahr, dachte ich darüber nach bis zum Endalter von 35 Jahren und mit dann 10 Jahren Landesvorstandszugehörigkeit aufzuhören, aber Erlebnisse und die Überzeugung das es richtig ist aufzuhören haben mich dann klar auf dem Weg gehalten dieses Amt aufzugeben.

Aber warum ist das so, warum fällt es schwer?

Es ist ja kein Erlebnis was nur ich hatte. Helmut Kohl entscheid sich z.B. nochmals 1998 anzutreten, wenn auch für etwas höheres als einen Posten in einem Landesvorstand. Wenn man zurückdenkt wird jedem eine Person unterschiedlichster Parteizugehörigkeit und Ebene einfallen der nicht loslassen konnte oder nicht kann.

Ich habe für mich mal überlegt woran das liegt und zwar an meinem Gefühlsleben der letzten 24 Monate.

Man möchte noch etwas bewegen

Wenn auch ein sehr strapaziertes Argument, aber wahr. Man hört es immer und denk sich: „Eine Ausrede um es weiter zu machen…“, aber so einfach ist es nicht. Im Fall eines Landesvorstandes sind 2 Jahre kurz. Es gibt Ferienzeit und andere Aufgaben die einen von Projekten abhalten, welche man noch gerne umsetzen möchte. Man will es einfach fertig machen, aber der Teufelskreis beginnt auf ein Neues. Irgendwann kommt dann wieder ein neues tolles Projekt das man „noch schnell“ umsetzen will.

Man ist jemand

Das wohl am liebsten verwendetet Argument gegen Politiker. Man macht das Ganze aus Eitelkeit. Ich möchte es aber mal so entkräften: Würden Sie etwas machen und sich einen großen Teil der Lebenszeit mit Problemen und ihren Lösungsansätzen herumschlagen ohne Anerkennung?

Es ist immer schön gewesen als Landesvorstand begrüßt zu werden, ein Grußwort zu halten und auf einem Podium zu sitzen. Man hat sich zum Teil daran gewöhnt und Gewohnheiten legt man ungerne ab. Anderseits schmerzt es auch, dass in ein paar Jahren niemand mehr weiß das man mal Landesvorstand war und was man gemacht und umgesetzt hat. Bei einer Jugendorganisation passiert das sogar noch schneller, weil die Menschen mit denen man Politik gemacht hat auch älter werden und ausscheiden.

Selbst ich musste feststellen, dass ich nicht mehr wüsste wer welches Referat im Landesvorstand inne hatte, als ich Kreisvorsitzender wurde.

Es ist vermutlich der Schmerz der Bedeutungslosigkeit den manche davon abhält ein Amt, freiwillig, aufzugeben.

Warum halte ich aufhören für wichtig?

Die von mir genannten Punkte die einen vom aufhören abhalten, und es mag noch mehr geben, sind faktisch nur ein psychologischer Natur bzw. dem Ego geschuldet. Projekte kann auch der Nachfolger weiterführen oder neu entwickeln und vergessen wird man ohnehin, wenn man nicht etwas einschneidendes Verursacht oder Erreicht hat. Die Menschen die mit einem jahrelang gearbeitet haben vergessen einen nicht und auch das was man miteinander erlebt hat. So geht es mir z.B. mit meinem Vorgänger im Landesvorstand. Die breite Masse schon, da ihnen ggf. Die Rolle die man so manchesmal spielte nicht bewusst ist bzw. man auch die Rolle die man spielte selbst überschätzt oder anders einschätzt.

Warum halte ich es für richtig aufhören zu können?

Ich könnte jetzt wieder die Geschichte bemühen und Fälle nennen, wo sich Menschen alles kaputt gemacht haben, was Sie mal erreicht haben nur weil sie nicht aufhören konnten. Das lasse ich aber an der Stelle, da dies jeder für sich analysieren kann.

Meine Überzeugung war immer, dass die Menschen die mit einem arbeiteten es lieber bedauern sollten das man aufhört, als das sie jubeln. Am Ende wird man herausgetragen und das hilft keinem.

Man muss auch gerade in einer Jugendorganisation merken das man älter wird und sich dabei ertappen, dass man „Opa“ ist „der vom Krieg erzählt“. Bei Vorschlägen fällt einem dann immer ein warum etwas nicht funktioniert und wie das in der Vergangenheit gescheitert ist. Warum soll es jetzt denn nicht klappen?

Zudem kommt man in einen Trott. Im Landesvorstand ist es dann normal, dass man sich einmal im Monat in einen Raum sitzt, eine Sitzung abhält und bemüht ist so schnell wie möglich die Anträge abzuhandeln. Das Feuer geht nach ein paar Jahren aus. Es war bei mir noch am brennen, aber nicht mehr so stark wie vor 8 oder 4 Jahren.

Am Ende ist man fast 10 Jahre älter als der Durchschnitt im Landesvorstand und muss auch erkennen, dass man eine andere Generation ist und mit seiner Generation Tipps geben sollte, aber die jüngeren mal ihr Ding machen lassen sollte.

Alles in allem genug Gründe mal aufzuhören.

Der wichtigste Grund ist aber, dass wir von Erneuerung leben und man diese in einem gesunden Maß fördern sollte.

Aber was mache ich, politisch, jetzt?!

Eine Frage die von einigen Außenstehenden kam und wo ich schon etwas lachen musste.

Grundsätzlich bin ich noch CDU-Mitglied. Zwar auf einer anderen Ebene aktiv, aber man ist ja mal eingetreten um etwas politisch zu verändern und nicht die Posten zu sammeln.

Der JU gehörte ich noch 2 Jahre als Mitglied an und gebe die anderen Aufgaben nun nach und nach ab.

Ansonsten heißt es nun 30 Jahre warten, um dann Mitglied der zweitbesten Vereinigung der CDU zu werden! Der Senioren Union. 😉

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